Am 1. März 2016 stellten die Thaler Ortschronistin und Leiterin des Heimatmuseums Adelheid Schulze und ihr Co-Autor Dr. phil. Dietrich Heither,Lehrer für Politk und Wirtschaft, Geschichte und Deutsch an einer Gesamtschule im hessischen Hattersheim, im Gothaer Tivoli ihr Buch “Die Morde von Mechterstädt 1920 – Zur Geschichte rechtsradikaler Gewalt in Deutschland” vor. Wen das Thema der feigen Morde an 15 Thaler Männern an der Landstraße zwischen Sättelstädt und Mechterstädt in Richtung Gotha während des Kapp-Putsches interessiert, dem bietet das Buch eine zeitgenössische Betrachtung mit wissenschaftlichem Anspruch. Seine Autoren trugen nicht nur die Fakten der Tat des Marburger Studentenkorps zusammen, das in Thüringen für Grabesstille sorgte, sondern beleuchteten sie unter den gesellschaftlichen Zuständen der Weimarer Republik. Sie wiesen nach - und das ist ein Erfolg ihrer akribischen Recherchearbeit – dass das nach der Mordtat verbotene Studentenkorps weiter existierte und in einer rechtsradikalen Organisation aufging. Sie wiesen weiter nach, dass nicht wenige der Mordbuben im Dritten Reich eine Karriere machten, die in gewisser Weise auf ihrem Weg durch Mechterstädt schon angelegt war. Ein Kapitel des Buches widmet sich zudem dem Umgang der DDR mit den Ermordeten, der Instrumentalisierung, dem Verdrängen und dem Umdeuten des Geschehens in Ost und West, und auch der Geschichtsschreibung nach der Vereinigung ist ein Unterpunkt gewidmet.
Was uns das Ganze heute, fast 100 Jahre nach den Morden, noch zu sagen hat? Sagen wir es mit Johann Seehofer, Sozialdemokrat und Gewerkschafter (1920): “Wer die bestialisch zugerichteten Leichen gesehen hat, der wird mir sicher zustimmen, dass Individuen, die solcher Taten fähig sind, nicht nur heute in sturmbewegter Zeit, sondern immer eine Gefahr für ihre Mitmenschen bilden.” Mechterstädt, so die Autoren, steht bis heute für Gesinnungsjustiz und die Radikalisierung des Konservatismus im Netzwerk völkisch-nationalistischer Organisationen.
Wer das Buch kaufen möchte: Es wurde im Metropol-Verlag verlegt, Ansbacher Straße 70, 10777 Berlin, ISBN 978-3-86331-261-9. Es ist 527 Seiten stark und teilweise bebildert.
Die beiden Autoren mit ihrem Buch: Adelheid Schulze und Dietrich Heither. Foto: Matthias Wenzel